Männlicher Autor – weibliches Pseudonym
Es ist eine vielfach und gut belegte Tatsache, dass Bücher in ihrer überwältigenden Mehrheit von Frauen gekauft und gelesen werden.
Sollte man sich da wundern, dass auch wesentlich mehr Bücher gekauft werden, die von Frauen geschrieben wurden? Nun, mich wundert es nicht. Zumindest in den Massengenres Liebesroman und Fantasy, inklusive Dark Romace, Mystery Romance und Erotic Fantasy, ist das der Fall.
Wer es nicht glaubt, der werfe einen kurzen Blick auf die Amazon Top 100. Sowohl in den allgemeinen Charts, als auch in den einzelnen Genre-Charts findet man das bestätigt. Natürlich gibt es auch männlich dominierte Genres. Science Fiction und Horror gehören – noch – dazu. Unterstellen wir mal, dass auch hier der Anteil der weiblichen Leserschaft noch ziemlich hoch sein dürfte, dann erkennen wir, dass das Geschlecht des Autors für die Leserin offenbar etwas über dessen Glaubwürdigkeit aussagt.
Das Schreiben eines Liebesromans wird einer Frau eher zugetraut, das Erzählen einer Science Fiction Story eher einem Mann. Ob man sich darüber beklagen kann? Sicher, aber wem nützt das?
Ich als Autor sehe es natürlich gar nicht ein, mir vorschreiben zu lassen, in welchem Genre ich schreiben darf, und in welchem nicht. Da spricht der Stolz des Künstlers. Da ein Autor aber immer auch Geschäftsmann sein muss, kann es mir wiederum nicht egal sein, wie gut meine Bücher vom Publikum angenommen werden. Ich muss mich stets fragen: Was wollen die Leserinnen und Leser?
Da ich eine Mystery Romance Geschichte geschrieben habe, muss mein Blick laut oben stehender Überlegung hauptsächlich auf den Leserinnen ruhen, wenn es darum geht, die Story möglichst gut zu verkaufen. Und was wollen Leserinnen von Mystery Romance unter anderem offenbar ganz dringend? Genau: Bücher, die von Frauen geschrieben wurden.
Was liegt also näher, als unter einem weiblichen Pseudonym zu veröffentlichen? Was sich zunächst merkwürdig anhört, ist in der Groschenroman-Industrie seit Jahren tatsächlich Gang und Gäbe. Es mögen zwar nicht viele sein, aber dennoch tummeln sich unter den vermeintlichen Autorinnen vieler beliebter Romanserien auch einige Männer.
Und warum auch nicht? Hier wird ein zielgruppengerechtes Produkt verlangt, und die Verlage ordnen dem alles unter. Selbst die allermeisten weiblichen Autoren dieser Hefte und Romane werden mit einem wohlklingenden Pseudonym ausgestattet. So wird Frau Anneliese Mustermann kurzerhand ein toll klingender, oft englischer, Name verpasst. Dem Verkauf der Geschichten tut das regelmäßig sehr gut.
Wenn die Autorin in diesen Fällen hinter einer Kunstfigur verschwindet, regt sich auch heute kaum noch jemand auf. Die Leserinnen wissen, dass es so läuft. Und es ist ihnen egal.
Und so fiel es mir auch nicht schwer, ganz hinter meine Geschichte zurückzutreten. Ich brauche einen Namen, der nach weiter Welt klingt? Gut, dann suche ich mir einen solchen. Die Geschichte sollte unter einem weiblichen Namen veröffentlicht werde, wenn die geneigte Leserin mehr als nur einen Blick darauf werfen soll? Nun, dann schlüpfe ich auch gern in die weibliche Rolle.
Deborah Dalton war geboren. Ein Freund Kollege, der Autor Niels Rudolph, erschuf mit seinem erstaunlichen Talent dann noch einen weiblichen Avatar für mich, damit ich auf Amazon ein Autorenfoto veröffentlichen konnte.
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, dann schauen Sie doch bei Amazon vorbei. Der erste Deborah Dalton Roman „Fluch der Finca“ wartet dort auf seine Leserinnen (und –wer weiß – vielleicht auch auf ein paar männliche Schmökerratten). „Fluch der Finca“: Jetzt für kurze zeit für 99 Cent. Sie sparen 2 €
Gastbeitrag von René Junge