Vorstellung: Gefangen im Reich der Träume von Marc Cuny
In seinem Debütroman führt uns Marc Cuny in eine reichlich skurrile Fantasy-Welt, die sich nicht so leicht in der Landschaft all der verschiedenen Genretypen und Untertypen der zeitgenössischen Fantasy-Literatur einordnen lässt. Der Kontinent Cardrim, in dem sich die Handlung des Buches abspielt, wird zwar von altbekannten Vertretern wie Orks oder Barbaren besiedelt. Dies sind aber auch schon die einzigen Anhaltspunkte, die den Roman mit anderen Fantasy-Werken verbinden.
Wie der Titel Gefangen im Reich der Träume bereits andeutet, findet der Leser zu Beginn der Geschichte ein Land in Trümmern vor. Doch es ist nicht nur die Welt, welche in Scherben liegt, sondern auch die Seelen der Bewohner selbst. Denn Jahrhunderte zuvor hatte ein Krieg zwischen den Sterblichen und den Göttern die Gefilde der Wirklichkeit erschüttert. Zwar gingen die Völker Cardrims siegreich aus jenem Konflikt hervor, allerdings zu einem hohen Preis. Nach der Auslöschung der ursprünglichen Schöpfer begann das Gefüge der Welt zu bröckeln. Auch vor den Seelen der Bewohner machte der Verfall nicht Halt. Die Völker Cardrims sind im Kern ihres Wesens zerrissen.
Die Handlung des Buches dreht sich indessen um den Zwerg Darnak, der unter dem Banner der Dämonenjäger gegen die einfallenden Höllenscharen aus einem mysteriösen Schattenreich kämpft. Der Krieger hatte sich vor Jahren in den Dienst der Jägergilde begeben und war seither als einer von tausenden Rekruten unermüdlich von einer Front zur nächsten geeilt. Sein früheres Leben ist dabei weitgehend verblasst.
Das von Kampf und Entbehrung geprägte Dasein des Zwerges gerät eines Tages jedoch aus den Fugen, als er der Elbin Yarella begegnet. Daraufhin erwacht nämlich das vergessene Feuer der Liebe in seiner Seele. Und nicht lange, da findet sich Darnak in einem erbitterten Ringen zwischen seinen Gefühlen und seinem Verstand wieder.
Der Leser begleitet den bärtigen Protagonisten dabei einerseits durch gefährliche Regionen Cardrims wie auch in die seltsamen Gefilde von dessen Gefühlswelt. Je länger die Geschichte voranschreitet, desto mehr wird er sich der Sinnlosigkeit gewahr, die in jenem Fantasy-Reich Einzug gehalten hat. Und nicht zuletzt den Konflikten, die Darnak (zur Webseite des Titels) schon seit Längerem zu zerreißen drohen.
Aktuelles Interview mit dem Autor
Herr Cuny, Sie sind ein relativ junger Autor, wie sind Sie ursprünglich zum Schreiben gekommen?
Nun, das Ganze war anfangs nicht mehr als ein Hobby von mir. In gewisser Weise ist es das auch jetzt noch. In der Periode zwischen meinem vierzehnten und sechzehnten Altersjahr verfasste ich meine ersten Kurzgeschichten, einfach, weil es mir Spass bereitete. Aus dem Hobby ist mittlerweile eine Art Gewohnheit geworden.
Ihr erstes Buch, das den Titel “Eine Welt in Scherben“ trägt, findet sich als E-Book auf Amazon. Wie ist dieses Werk entstanden?
Nun, um diese Frage zu beantworten, muss ich ein bisschen ausholen. Das Buch, welches sich heute auf Amazon findet, war einst eine der vielen Kurzgeschichten, die ich mit Fünfzehn schrieb. Da mich das Thema jedoch nicht mehr losließ und die Erzählung beinahe so etwas wie ein Eigenleben zu entwickeln begann, baute ich sie weiter aus. Als ich mich in meinem Abiturjahr befand, war die Geschichte auf den Umfang eines Buches angeschwollen. Ich machte sie daher kurzerhand zu meiner Abschlussarbeit und das fertige Werk wurde dann im Zürcher Stadthaus ausgestellt.
Damals gab es aber immer noch gewisse Elemente, die ich in der Geschichte überarbeiten wollte, daher habe ich mein literarisches Projekt im zurückliegenden Jahr noch einmal umgekrempelt. Als ich fertig war, entschloss ich mich nach langer Überlegung schließlich dazu, es in Form eines E-Books auf Amazon zu veröffentlichen.
Das Fantasy-Genre ist für gewöhnlich mit allerhand schrulligen Figuren und skurrilen Welten vollgepackt. Welche Besonderheiten bietet Ihr Titel?
Die Idee, welche meinem Buch zugrunde liegt, mag vielen vielleicht gar abwegig vorkommen. Ursprünglich war es eine Frage, die mich dazu veranlasst hat, die ersten Zeilen dieser Erzählung zu schreiben. Ich fragte mich damals, was wohl wäre, wenn man den Begriff Gefühlswelt, den wir in unserem Sprachgebrauch tagtäglich verwenden, ohne jedoch genauer über seine Herkunft nachzudenken, wortwörtlich anstatt sinnbildlich interpretieren würde.
So war das Konzept meiner Geschichte geboren. Ich wollte Gefühle als lebende Personen darstellen, um all die inneren Konflikte, welche ein jeder von uns aus seinem eigenen Alltag her kennt, auf einer richtigen Bühne wiederzugeben. In den meisten Büchern werden die Zweifel und sonstigen Emotionen, die den Protagonisten quälen, schließlich nur in Form von Beschreibungen abgehandelt. In meiner Geschichte stehen dagegen einzig und allein Gemütsregungen jeglicher Art im Zentrum.
So wie Sie es beschreiben, klingt es eher wie ein Buch über Philosophie anstatt eine klassische Fantasy-Geschichte.
Das ist es in gewisser Weise auch. Die Geschichte wartet zwar mit bekannten Elementen auf, die an sich im Fantasy-Genre altbekannt sind. Krieger, die gegen Dämonen kämpfen, Magie, eine Welt am Abgrund, das alles wird für die “abgebrühten“ Leser nichts Neues sein.
Im Grunde dreht sich die Handlung jedoch weder um blutige Entscheidungsschlachten noch machtgierige Herrscher oder sonstige Bedrohungen. Es sind die Herausforderungen des Menschseins, welche im Mittelpunkt stehen.
Welche Anforderungen stellt Ihr Werk denn an einen potentiellen Leser? Haben Sie eine bestimmte Zielgruppe?
Um ehrlich zu sein, es gab genau einen Grund, weshalb ich mein Buch überhaupt veröffentlich habe. Ich habe lange mit mir gehadert, besonders, weil ich mir natürlich durchaus im Klaren darüber bin, dass mein Werk keineswegs in den gegenwärtigen Mainstream des Fantasy-Genres passt.
Ich habe mich letztendlich dennoch für die Veröffentlichung entschieden, weil ich den Drang hatte, die Leute zum Nachdenken anzuregen. Dies ist das Ziel, das ich mit meinem ersten Roman verfolgte. Nicht mehr und nicht weniger. Die potentiellen Leser sollten im Laufe der Lektüre zu eigenen Überlegungen und kritischen Fragestellungen animiert werden.
Der moderne Mensch lebt meiner Meinung nach viel zu passiv vor sich hin, das Umfeld, in dem er sich befindet, wird nur noch mit einem Schulterzucken akzeptiert. In alter Zeit suchten die Völker noch im Bild der Sterne nach Antworten auf die Frage, warum wir überhaupt existieren. Heutzutage sind diese und ähnliche Fragen grösstenteils von der Bildfläche verschwunden. Der Mensch wurde rationalisiert. Aber ist sein Dasein deshalb wirklich bereichert worden?
Schreiben Sie bereits an einer Fortsetzung?
Ich arbeite tatsächlich schon seit Längerem an der Fortsetzung zu meinem ersten Band. “Eine Welt in Scherben“ stellt in Tat und Wahrheit nur den Auftakt zu einer ganzen Buchreihe dar, die den Übertitel “Gefangen im Reich der Träume“ trägt. Der zweite Band wird voraussichtlich in den Herbstmonaten des Folgejahres erscheinen, mit dem Titel “Die Rückkehr der Vergessenen“.
Biografie
Marc Cuny wurde am 4. November 1992 in der Schweiz geboren. Zurzeit ist er in Zürich wohnhaft und arbeitet sich durch ein Jurastudium an der Universität. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren begann er in seiner Freizeit mit dem Schreiben von Geschichten. In jener Zeit entstanden auch die Grundzüge seiner “Gefangen im Reich der Träume“-Buchreihe.
Im Jahr 2011 wurde eine erste Fassung der Geschichte im Rahmen der besten Abitur-Abschlussarbeiten des Kantons im Zürcher Stadthaus ausgestellt. Mittlerweile ist die mehrfach überarbeitete Version des ersten Bandes auf Amazon als E-Book erhältlich.
Amazon: Gefangen im Reich der Träume