David gegen Goliath – der Tolino Shine tritt an

Doch von der technischen Seite ist der Tolino auf dem Stand der Zeit. Die hohe Auflösung, die Darstellung der Schrift, das E-Ink-Display mit entsprechender Beleuchtung kann jeden Vergleich mit der starken Konkurrenz aus Übersee aufnehmen. Ähnlich wie bei dem Mitbewerb wird der eReader mit USB-Kabel und Kurzanleitung ausgeliefert.
Ein witziger Einfall der Marketingabteilung ist zweifelsohne das stilisierte Gesicht, mit dem das Display den Nutzer begrüßt und somit dem Gerät einen gewissen sympathischen Touch gibt. So erscheint auch im Ruhezustand ein schlafendes Gesicht mit dem Satz „Pssst .. tolino schläft“. Ein witziger Einfall.
Nach dem Auspacken müssen zunächst die gewohnten Eingaben vorgenommen werden. Wer auch online einkaufen will, muss im ersten Schritt zunächst den Tolino mit dem vorhandenen WLAN verbinden und anschließend sich bei dem jeweiligen Shop-Anbieter anmelden. Dann können die ersten eBook eingekauft werden.
Ein gelungener Erstkontakt
Auch wenn viele Kollegen der schreibenden Zunft dem Tolino eher ein biederes Design attestierten, liegt der neue eBook Reader erstaunlich gut in der Hand. Die angenehm samtige Oberfläche unterstreicht noch diesen positiven Eindruck. Ansonsten beschränkt sich der Tolino auf zwei Schalter an der oberen Seite zum Ein- und Ausschalten sowie zum Betätigen der Display-Beleuchtung. Hier haben sich die Macher etwas bei gedacht, denn wer bei seinem eBook Reader die Beleuchtung bei absoluter Dunkelheit einschalten will, wünscht sich bei den Konkurrenzgeräten sehnlichst einen Schalter herbei.
Auf Basis des verwendeten E-Ink-Displays verspricht der Tolino eine Arbeitszeit von rund 7 Wochen, bis die nächste Ladung fällig wird. Dabei kann der Tolino nicht nur in einen Schlafmodus versetzt werden, sondern er kann auch vollständig ausgeschaltet werden, was noch zusätzlich Strom spart. Dies ist besonders bei längeren Reisen von Interesse.
Erfreuliche Erweiterungsmöglichkeiten
Ähnlich wie bei einem Kindle Touch findet man unterhalb des Displays einen Schalter, der es dem Nutzer durch das Drucken ermöglicht, wieder auf die Hauptseite in der Benutzerführung zu springen. Fast unentdeckt befindet sich am unteren, hinteren Rand eine kleine Klappe, die den USB-Anschluss und den Schlitz für eine Micro-SD-Karte verdeckt. So lassen sich problemlos Daten auf den Tolino übertragen. Besonders erfreulich ist im Vergleich zu der Kindle-Familie die Erweiterungsmöglichkeit durch Micro-SD-Karten. Auch wenn es zum Geduldspiel wird, die kleine Speicherkarte dem Tolino zu entlocken, ist doch der Wunsch nach einer Erweiterung des Speichers endlich bei den Machern angekommen. Zumal eBooks auf einer Speicherkarte sofort erkannt werden.
Der Tolino selbst verträgt ePub-Dateien mit und ohne DRM (Digital Right Management). Zusätzlich kennt der eReader auch das PDF- und Text-Format. Bei dem Rechte-Management greift der Tolino Shine auf die Lösung von Adobe zurück. Wobei der Nutzer nach der erstmaligen Anmeldung bei dem betreffenden Shop, bei dem er auch den Tolino gekauft hat, nicht mehr mit der Rechteverwaltung zu tun hat. Das Einspielen von neuen eBooks läuft völlig problemlos. Nur das Arbeiten mit PDF-Dateien ist etwas umständlich, wobei gererell eBook Reader dieses Format nicht wirklich mögen.
Wollen Sie auch eBooks auf dem Tolino verwenden, die ebenfalls mit einem DRM von Adobe arbeiten und in einem anderen Shop erworben wurden, benötigen Sie eine Adobe-ID, die Sie einmalig hinterlegen müssen. Die Verwendung von mehreren Adobe IDs ist in der vorliegenden Version des Systems nicht vorgesehen. Zudem ist der Tolino in der Lage, eBooks aus der Online-Ausleihe der öffentlichen Bibliotheken zu verarbeiten. Ein weiterer Pluspunkt gegenüber Amazon und Kobo.
Kostenlose Anbindung an Telekom Hotspots und Cloud
Im Inneren werkelt ein Android System, das von Haus aus mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher arbeitet. Einen direkten Zugriff auf das Betriebessystem gibt es nicht. Neben der Speichererweiterung gehört eindeutig die kostenlose Anbindung an das Netz der vielen Hotspots der Telekom zu den Highlights des Tolinos. Die Anbindung geschieht völlig problemlos. Sowie sich der Nutzer im Einzugsgebiet eines Hotspots der Telekom befindet, wird die Verbindung automatisch aufgebaut. Persönliche Daten müssen dazu nicht eingegeben werden.
Ähnlich wie vergleichbare eBook Reader verfügt der Tolino auch über einen einfachen Web-Browser, der das Surfen im Internet erlaubt. Wer keine Online-Anbindung benötigt, beispielsweise im Flieger, schaltet die WLAN-Funktion einfach aus. Dieser Schritt spart zusätzlich Strom.
Auch in Sachen Cloud-Technologie hat der Tolino der Konkurrenz aus dem Hause Amazon etwas entgegen zu setzen. Auch hier ist die Telekom mit an Bord und bietet jedem Nutzer einen kostenlosen Cloudspeicher für das Speichern von eBooks und Dokumente in der Cloud. So können auf Knopfdruck einzelne Titel in die Cloud geladen bzw. heruntergeladen werden. Voraussetzung ist natürlich, dass Ihr Gerät per WLAN online ist. Auch entsprechende Lesezeichen können über diesen Weg gesichert werden.
Interessant wird die Sache erst, wenn auch entsprechende Lese-Apps auf anderen Plattformen verfügbar sind. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es allerdings noch keine vernünftige Lösung für einen plattformübergreifenden Austausch von Daten. Die bisherigen Apps der einzelnen Anbieter decken diese Funktionalität nicht ab.
Vorbildliche Darstellung – magere Ausstattung
Der wesentliche Bestandteil eines eBook Readers ist zweifelsohne das Display. Auch bei dem Tolino kommt ein stromsparendes E-Ink-Display zum Einsatz, das über eine auf LED-basierende Hintergrundbeleuchtung verfügt. Der Tolino stellt von der Auflösung und den Abmaßen somit einen direkter Konkurrenten zum Kindle Paperwhite dar, wobei der Tolino bei der Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung sogar den Kindle in die Schranken verweist.
Auch bei der Typografie und der dynamischen Aufbereitung der Texte hat der Tolino leicht die Nase vorn. Sicherlich ist es eher ein subjektiver Eindruck, aber das Schriftbild insgesamt gefällt einfach besser oder ist einfach besser an den deutschen Geschmack ausgerichtet. Dafür bietet das Betriebssystem kaum Einstellungen, wenn es um den Text geht. Hier beschränkt sich die aktuelle Version des Systems nur auf eine Veränderung der Textgröße und der verwendeten Schriftart. Hier bietet der Mitbewerb einfach mehr.
Insgesamt fallen die individuellen Einstellungen des Tolinos eher mager aus. Hier bietet der Reader wirklich nur das Nötigste. Eine Queransicht oder das Versenden von Textstellen via Twitter sind nicht möglich. Auch die Eingabe von Kommentaren ist momentan nicht vorgesehen. Doch dieses Manko kann mittelfristig sicherlich durch ein Update des Betriebssystems behoben werden.
Die Navigation innerhalb der Seiten geht schnell und der Seitenaufbau lässt keine Wünsche offen. An einigen Stellen wünscht man sich eine etwas ergonomischere Bedienung. Hier sind vergleichbare Geräte der Konkurrenz bereits ausgereifter.
Solide Lösung – Nachbesserungen erwünscht
Grundsätzlich ist dem Verbund der Tolino-Anbieter ein solider eBook Reader gelungen. Natürlich hat Amazon die Meßlatte extrem hoch angelegt, so dass es für eine neue Lösung am Markt extrem schwierig und teuer ist, mit der übermächtigen Konkurrenz gleichzuziehen.
Auf technischer Ebene haben die Macher mit dem Kindle Paperwhite auf Augenhöhe gleichgezogen. Mit einigen Highlights und dem günstigeren Preis kann der Tolino Shine eindeutig punkten. Wenn es um die Einstellmöglichkeiten der Software, der Cloud-Anbindung und den Kommunikationsmöglichkeiten geht, hat die Konkurrenz einen deutlichen Vorsprung.
Doch gerade an der Schnittstelle zwischen Kunde und Produkt entscheidet sich das Rennen. Hier hat der Tolino einige übermächtige Gegner. Die nächsten Monate werden zeigen, ob diese europäische Lösung des Tolinos gegenüber dem Angebot der globalen Konzerne von Amazon und Kobo eine wirkliche Chance hat. Da bekanntlich die Konkurrenz das Geschäft belebt, wäre dies wirklich zu hoffen.
Update 1.2.4 für Tolino Shine verfügbar
Nach langem Warten ist nun endlich das Update 1.2.4 für den Tolino Shine verfügbar.
Dazu müssen rund 135,5 MB heruntergeladen werden. Das Update bietet nun eine verbesserte Ansicht der Inhalte und erlaubt nun die Chance, individuelle e-Book-Sammlungen anzulegen. Auch bei der Darstellung gibt es neue Funktionalitäten. So kann nun auch der Zeilenrand und -abstand eingestellt werden. Zudem gibt es nun auch separate Wörterbücher (z.B. Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch), die zusätzlich heruntergeladen werden müssen.
Bildquelle (Motiv 2+3): Weltbild
Kommentare
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